Deza Magazin "Eine Welt" September 2009 unter dem Titel:

Wie viel Mensch verträgt die Welt?

 

Zitate Yvonne Gilli:

«Bevölkerungswachstum ist ein Indikator für Armut», sagt die St. Galler Ärztin und Nationalrätin Yvonne Gilli. Sie reichte im März dieses Jahres im Parlament eine Interpellation ein, mit der sie fordert, dass mindestens 10 Prozent der Entwicklungsgelder für reproduktive Gesundheitsprojekte eingesetzt werden: «Sexuelle Aufklärung, Familienplanung sowie Basisbetreuung während Schwan-
gerschaft und Geburt sind Dienstleistungen, die nicht nur die Mütter- und Kindersterblichkeit senken, sie schaffen überhaupt erst die Voraussetzung
für eine erfolgreiche Armutsbekämpfung.»

 

Zitate Alec Gagneux:

«Zwang und Gewalt sind der falsche Weg», sagt der Schweizer Entwicklungsaktivist Alec Gagneux.
«Selbstbestimmung in der Familienplanung ist ein Menschenrecht – wer über die notwendigen Informationen und Mittel verfügt, wird sich ohne Druck von oben für weniger Kinder und damit für bessere Entwicklungschancen entscheiden», ist er
überzeugt und kritisiert, dass sich die aktuelle Ent wicklungszusammenarbeit kaum oder nur im Rahmen von Gesundheitsprojekten diesem Thema stellt.
Er selber hat innerhalb von Solarprojekten, die er in Indien betreut, einen Dispenser für Kondome entwickelt. Damit verbunden sind Informations-
und Aufklärungsarbeit über Krankheiten wie HIV/Aids und zur Verhinderung unerwünschter Schwangerschaften. «Ziel ist es, die Lebensqualität der Menschen durch Prävention zu verbessern», sagt Alec Gagneux, dessen Kondomverteiler mittlerweile auch in verschiedenen Eisenbahnstationen sowie bei Zulieferfirmen des Schweizer Textil-Unternehmens Switcher und der Migros hängen.
Solche Aktivitäten entsprechen den Vorgaben der UNO-Bevölkerungskonferenz von Kairo im Jahr 1994: Die Reduktion der Geburtenraten in den Entwicklungsländern soll durch eine Verbesserung der menschlichen Sicherheit sowie vermehrtes Engagement im Bereich der reproduktiven Gesundheit erreicht werden. Obschon von allen Ländern unterschrieben, hatte diese Zielsetzung von Anfang an potente Gegner: So wird der Gebrauch von Kondomen – einem wichtigen Instrument sowohl in der HIV/Aids-Prävention wie zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften – von der katholischen Kirche bekämpft. Die US-Regierung stoppte unter George W. Bush ihre Zahlungen an den  UN-Bevölkerungsfonds UNFPA und strich allen Familienplanungsprojekten, die sich nicht auf das Predigen von Enthaltsamkeit beschränkten, die Subventionen.

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